Ich, Reich-Ranicki

 

TV-Dokumentation, 105 Min.

Produktion: HMR Produktion im Autrag des ZDF

 

Regie:

Lutz Hachmeister

Buch:

Lutz Hachmeister, Gert Scobel

Regieassistenz:

Mathias von der Heide

Kamera:

Hajo Schomerus, Dirk Wojcik

Redaktion:

Werner von Bergen

Schnitt:

Thomas Wellmann

Mischung:

Clemens Grulich (CineImpuls)

Sprecher:

Frank Arnold

Postproduktion:

Alastair Owen (CineImpuls)

 

Erstausstrahlung: 13. Oktober 2006 (ZDF)

Wiederholung: 20. September 2013 (ZDF), 21. September (3sat)

 

 

 

 

Inhalt

 

Marcel Reich-Ranicki, am 2. Juni 1920 in Wloclawek an der Weichsel geboren, zählt zu den populärsten Intellektuellen der Bundesrepublik, wird als Entertainer ebenso wie als seriöser Literaturkritiker geliebt – und hat doch zugleich eine Position als Außenseiter und wird als „Scharfrichter“ und Popularisierer geschmäht.

 

„Ich, Reich-Ranicki“ zeichnet das spannende Leben Marcel Reich-Ranickis nach, insbesondere die Zeit im Warschauer Ghetto und die Anfänge nach dem Krieg in der Bundesrepublik, zeigt Reich-Ranickis Umgang  mit den Literaten der Zeit und seine Rolle als Mitglied der „Gruppe 47“. Der Film geht der Frage nach, wie es möglich ist, in zwei Medien – auf dem Zeitungsmarkt (FAZ) und im Fernsehen („Das Literarische Quartett“) – zur wichtigsten Person in Sachen bundesdeutscher Literaturkritik aufzusteigen.

 

 

 

 

Pressestimmen

 

Wortgewaltig, streitbar und versöhnlich – das ZDF-Porträt Ich, Reich Ranicki über den Literaturpapst ... zeigte alle Facetten seines Lebens. Ein Glanzstück der Autoren Lutz Hachmeister und Gert Scobel.
(Hörzu, 27.10.2006)

 

Das ist das Beeindruckende an dem Porträt „Ich, Reich-Ranicki“, das Lutz Hachmeister und Gert Scobel mit langen Interviewpassagen und vielen historischen Originalaufnahmen produziert haben: dass es die ganze Bandbreite dieses Lebens deutlich macht ... Der Effekt dieses Films besteht nun gerade nicht darin, dass man mehr von diesem unwahrscheinlichen Leben versteht. Man versteht gerade weniger, vor allem weniger vorschnell. Jenseits aller Reich-Ranicki-Klischees erscheint er einem plötzlich ganz charmant, und im nächsten Augenblick kippt er wieder in einen Dominatorengestus und ins Lächerliche weg.
(die tageszeitung, 13.10.2006)

 

Grimme-Preisträger Lutz Hachmeister und Koautor Gert Scobel hatten offenbar weder Denkmalpflege noch Enthüllungsstory im Sinn und schon gar keine Literaturbetriebssatire. Es kam ihnen darauf an, das Porträt eines bemerkenswerten alten Mannes, eines außergewöhnlichen Zeitzeugen, in aller Ruhe Konturen gewinnen zu lassen ... Rein technisch wäre von einer Collage zu sprechen, aber die Art der Montage gibt Aufschluss darüber, wie genau die Autoren hingesehen haben und wie viel Denk-Raum sie dem Zuschauer gewähren. In diesem Fall hat das Verfahren den Effekt, dass uns der große Egomane und Bücherprediger näher kommt als in allen über ihn gedrehten Filmen, näher sogar als in seinem autobiografischen Roman Mein Leben, obwohl dessen Chronologie den Ablauf bestimmt.
(Süddeutsche Zeitung, 13.10.2006)

 

Es sind bereits etliche Filme über Leben und Arbeit Reich-Ranickis gedreht worden. Die Stationen seiner Biographie sind in jedem davon naturgemäß dieselben. Dennoch gelingt Hachmeister und Scobel in ihrer Dokumentation „Ich, Reich-Ranicki“ ... etwas Besonderes und Neues. Noch in keinem anderen Film wurden den Zuschauern die Tiefen und Höhen des Reich-Ranicki so plastisch, noch in keinem anderen wurden ihnen manche Facetten seines komplexen Charakters so anschaulich vor Augen geführt.
Der Film nimmt die Möglichkeit des Mediums Fernsehen ernst und verzichtet konsequent auf einen Kommentator, der die gezeigten Bilder mit seinen Anmerkungen aus dem Off gleichsam bevormundet. Statt dessen lassen die beiden Autoren alle Szenen, Fotos, Töne, Stimmen, Interviewbeiträge für sich sprechen, und sie haben diesen Rohstoff so intelligent, ja so suggestiv arrangiert, dass man als Zuschauer die nötigen Zusammenhänge intuitiv begreift und den roten (Lebens-)Faden nie aus den Augen verliert.
Zudem haben Hachmeister und Scobel dem Dunkel der Filmarchive herausragende, selten gezeigte Materialien entrissen.
(Die Welt, 12.10.2006)

 

‚Ich, Reich-Ranicki’ ... ist der erste große Film über den Kritiker seit vielen Jahren. In mehr als einjähriger Arbeit ist ein leises, nachdenkliches und sehr intensives Porträt entstanden, das zahlreiche Stationen dieses Lebens nachzeichnet, kenntnisreich und gewissenhaft, glänzend geschnitten und montiert ... Aus der unüberschaubaren Menge des Bildmaterials und der Stimmen und Kommentare haben Hachmeister und Scobel klug das Wesentliche ausgewählt. Zu Wort kommt nur, wer Substantielles zu sagen hat, also, wie Reich-Ranicki sagen würde, ‚zur Sache spricht’. Das tut er, kein Wunder, vor allem selbst, wobei er Deutungen stets anderen überläßt. Nur am Ende weicht er davon ab und liegt prompt falsch: ‚Das alles, was ich getan habe, konnten andere Leute auch tun.’
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2006)