Sozialdemokraten - 18 Monate unter Genossen

 

Dokumentarfilm, 90 Min.

Produktion: HMR Produktion im Auftrag des WDR, in Koproduktion mit RBB und SWR

 

Buch/Regie:       

Lutz Hachmeister

Regieassistenz:  

Anna-Katharina Meßmer

Kamera:

Hajo Schomerus

Redaktion:

Christiane Hinz (WDR), Enno Hungerland (WDR), Martina Zöllner (SWR), Jens Stubenrauch (RBB)

Schnitt:

Thomas Wellmann

Ton:

Chris Müller

 

Erstausstrahlung: 26. Juli 2011, ARD

Wiederholung: 13. Oktober 2011, RBB

 

 

 

 

Inhalt

 

Bei den Bundestagswahlen 2009 erzielte die SPD mit nur 23 % der Stimmen ihr schlechtestes Ergebnis seit Gründung der Bundesrepublik. Der Grimme-Preisträger und Publizist Lutz Hachmeister („Schleyer. Eine deutsche Geschichte“, „Das Goebbels-Experiment“) hat die Sozialdemokraten nach diesem dramatischen Einschnitt anderthalb Jahre lang beobachtet, angefangen vom Dresdener Parteitag des Neubeginns bis zur Landtagswahl in Baden-Württemberg im März 2011. Hier wurde erstmals ein Ministerpräsident der „Grünen“ installiert, der SPD blieb nach einem mageren Wahlergebnis nur die Rolle des Juniorpartners in der Landesregierung. Hachmeister ungewöhnliches Langzeit-Portrait zeigt die SPD und ihr Führungsteam auf der Suche nach der sozialdemokratischen Seele. Der Film begibt sich auf eine facettenreiche Reise ins Innere der Partei, mit ihren Flügeln wie „Seeheimern“ und „Netzwerkern“, einem neuen „Leitbild“ für die Mitarbeiter im Willy-Brandt-Haus und den Versuchen, wieder neue Allianzen mit den Gewerkschaften zu schmieden.

 

Eine fulminante Rede des neuen Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel verbreitet zunächst Aufbruchstimmung, und der SPD gelingen in diesen 18 Monaten durchaus Erfolge: Jürgen Rüttgers wird als CDU-Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen abgewählt, in Hamburg holt Olaf Scholz sogar die absolute Mehrheit für die Sozialdemokraten. Dennoch wird im Film klar, wie schwierig es für die Traditionspartei ist, zwischen Linken, nunmehr etablierten „Grünen“ und einer sozialdemokratisierten CDU eine unverwechselbare Position für die Wähler zu entwickeln. Nach wie vor liegen die Schatten von „Hartz IV“ und „Agenda-Politik“ über den deutschen Sozialdemokraten.  Zudem bleibt das Dauerproblem einer Öffnung der Partei für die jüngere Intelligenz, die sich eher nicht mit den altbackenen Formen und Begriffen der Parteiorganisation anfreunden will. Der ehemalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagt es im Interview sehr offen: „Die jetzigen Veranstaltungsformate,  auch die jetzige Organisation, die jetzigen Mechanismen der Parteiauswahl halte ich nicht mehr zeitgemäß für das 21. Jahrhundert... Wenn Sie sich das konkrete Parteileben angucken, dann habe ich den Eindruck, dass man nicht so sicher sein kann, ob diesem Organisationsbestandteil der Parteipolitik die Zukunft gehört“.

 

Hachmeister lässt seine Kamera-Beobachtungen unkommentiert. „Der Film will sich nicht über seine Protagonisten erheben“, so der Autor. „Es gibt für die in mehrfachem Sinne älteste deutsche Volkspartei keine einfachen Lösungen. Der Zuschauer steht vor der interessanten Frage, was er in einer solchen Situation machen würde, wäre er Sigmar Gabriel“. Neben Gabriel selbst äußert sich in den Interviews des Films die gesamte SPD-Führungsebene: Frank-Walter Steinmeier, Andrea Nahles, die Bundesgeschäftsführerin Astrid Klug, aber auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der aus der SPD ausgetretene Wolfgang Clement und seine einstige hessische Widersacherin Andrea Ypsilanti.